Elisabeth Keller-Schweizer über André Büchi

Wenn wir den malerischen Ansatz André Büchis beispielsweise bei den Zürcher Konkreten suchen, ist im Handschriftlichen, in den Drehungen und Übermalungen eine wesentliche Erweiterung des konzeptuellen Ansatzes festzustellen, welche André Büchis Malerei davon abhebt und einzigartig macht.

Den Schwerpunkt seines künstlerischen Schaffens macht seine Malerei aus. Mit grosser Konsequenz hat er Bilder geschaffen, die den konzeptuellen Ansatz seiner Malerei deutlich zu Tage treten lassen. Ein Beispiel dafür ist die 20 Bilder umfassende Serie Face. André Büchi arbeitet mit genauen Vorgaben, was das Format, die Anzahl der verwendeten Farben, den Schriftzug Face und die Richtung der schichtweisen Übermalungen betrifft. Die Anzahl der daraus resultierenden Farbkombinationen ist demnach mathematisch vorgegeben und die Anzahl der daraus möglichen Bilder ebenfalls. Durch Drehen des Bildquadrates um 90 Grad wird jede Farbe mit drei Farbaufstrichen versehen.

Der Malvorgang läuft immer nach einem genauen Konzept ab, das absolut logisch, aber gedanklich nicht so leicht vorstellbar und optisch auch schwer nachvollziehbar ist. Das Konzept ist, wie gesagt, gegeben, das Resultat überraschend. Mit dem grossen, auch zeitlichen Malaufwand, der durchaus etwas Meditatives an sich hat, ist die komplexe Wirkung und die im wörtlichen und übertragenen Sinn vielschichtige Ausstrahlung der Bilder nicht erschöpfend umschrieben. Die aus den Massenmedien und der Werbung abgeleiteten Bildelemente entstammen der aktuellen Lebenswelt. Die malerische Praxis, durch besagte Parameter genau definiert, gewinnt eine Entfremdung vom grafischen Ausgangspunkt und eine eigenständige malerische Aussage, die zum einen überrascht und zum andern überzeugt. Die neueren Arbeiten beruhen nicht mehr auf einer druckgrafischen Vorlage, sondern auf der eigenen Handschrift mit ihrer gewollten «Unzulänglichkeit».

«Durch schreiben und schreiben…, bis die Leinwand angefüllt ist mit Farbe», möchte der Künstler, wie er selber sagt, seine Bilder schreibend malen.

Die erste Arbeit dieser Art hat den Titel Wortgefecht. Die wie immer quadratischen Bilder sind mit Filzstift auf Baumwolle «geschrieben» respektive gemalt. Zur Anwendung kommen acht Farben, wobei nach jedem Arbeitsgang das Bild um 45 Grad gedreht wird, so dass bei vollendeter Umdrehung acht Übermalungen möglich sind. Die neuesten, grossformatigen Arbeiten mit Acryl auf Baumwolle gemalt, basieren auf dem gleichen Prinzip wie «Wortgefecht», sind aber auf 32 Farben aufgebaut , was im Entstehungsprozess vier ganze Umdrehungen der Bilder zur Folge hat und im Farbauftrag entsprechend dichter und materialintensiver wird.

ELISABETH KELLER-SCHWEIZER
Kuratorin

FACE 2007
Wortgefecht 2009
Wortgeflecht 2010